Geisha, Hüter der japanischen Künste (2024)

Ein Beruf zur Bewahrung von Kunst und Tradition

Der Begriff Geisha bedeutet wörtlich: “In den Künsten kundige Person”. Folgen wir den Spuren der Geisha, entdecken wir die Welt der Weiden und Blumen. Die Wiege dieses Geheimnis umwobenen Universums ist Kyoto.

Der Beruf der Geishaist seit der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts offiziell als Beruf anerkannt. Er bezeichnet Frauen, die ihr Leben den traditionellen japanischen Künsten widmen und ihre Talente einsetzen, um hochrangige Kunden auf Banketts oder bei anderen Veranstaltungen zu unterhalten.

Alles, was Sie über Geishas wissen müssen

Ursprünglich konnte der Beruf der Geisha von Männern und Frauen ausgeübt werden. Geishas zeichnen sich durch die Beherrschung verschiedener Künste aus. Das sind im allgemeinen: traditionelle japanische Tänze(insbesondere Fächer-Tänze), Gesang, Literatur, Poesie, die Blumensteckkunst Ikebana und das Spielen traditioneller Musikinstrumente. Darüber hinaus sind Geishas in der Kunst der Konversation geschult und verfügen über eine umfassende Allgemeinbildung.

Geishas haben lange Zeit höchste Raffinesse verkörpert und sind zweifellos Hüterinnen der traditionellen japanischen Kultur. Auch heute werden sie noch hoch geehrt und bestimmte Kunden geben astronomische Summen dafür aus, in einem Teehaus (ochaya) in den Genuss der Begleitung einer Geisha zu kommen.

Meist sind es Geschäftsleute, Politiker oder reiche Privatpersonen. Nach altem japanischen Brauch konnte nicht einfach jeder, der die Mittel hatte, nach eigenem Gutdünken eine Geisha ordern. Man wurde empfohlen, eingeführt oder von Kunden vorgestellt.

Das ist auch heute noch weitgehendso, selbst wenn inzwischen manche Geisha einen Teil ihrer Künste Touristen während einertee*zeremonie oder im Rahmen einer Vorstellung, zeigen.

Die Kosten für die Dienste einer Geisha berechnen sich nach der Zeit ihrer Anwesenheit. Für die Mahlzeit kommt selbstverständlich der Kunde auf. Früher wurde die oft kostspielige Rechnung üblicherweise einige Zeit später zugestellt.

Eine stark kodifizierte Tätigkeit: der Verhaltenskodex der Geisha

Die Welt der Geishas ist geprägt von der Hingabe zur Kunst, aber sie ist auch extrem kodifiziert.Dies hat mehrere Aspekte.

  • Kosmetik

Geisha-Schülerinnen, die man in Kyoto Maiko nennt, sind sehr stark geschminkt. Ihr Gesicht ist unter einer dicken Puderschicht aus weißem Reis verborgen, die Lippen leuchten grell rot. Augen und Brauen werden schwarz hervorgehoben.

Reifere Geishas, die Geikos, müssen sich nicht mehr so übertrieben schminken. Jenseits der 30 bleibt das nur noch großen Anlässen vorbehalten. Nun verlässt man sich eher auf seine natürliche Schönheit.

  • Kleidung

Wenn sie ausgehen, tragen Geishas ausschließlich Seidenkimono. Dazu gehört der Obi, ein breiter Gürtel, der im Rücken kunstvoll geknotet wird. Die Form des Knotens hängt vom Alter der Geisha ab. Maiko tragen eine Schleppe, während ein kurzer Knoten eine erfahrene Geisha schmückt.

Ebenso bleiben leuchtende Farben und auffällige Motive im allgemeinen den jungen Geishas vorbehalten. Diese Kleidung wird durch weiße Strümpfe, Tabi, und Holzsandalen ergänzt.

Einen Kimono anlegen ist eine komplexe Aufgabe, nicht nur, weil die Stoffe schwer sind. Deshalb greifen Geishas mitunter auf die Hilfe professioneller Ankleider zurück. Das ist übrigens der einzige Mann, der das Okiya, das Haus, in dem die Geishas leben, betreten darf.

Kimonos werden traditionell handgefertigt und sind natürlich sehr wertvoll. Oft kosten sie mehrere tausend Euro.

  • Haarkunst

Die traditionelle Frisur ist ein sehr kunstvoller Dutt, der mit mehreren Kämmen fixiert wird. Da die Frisur mehrere Tage halten muss, legen Geishas ihren Nacken beim Schlaf auf einen Takamakura, einen speziell dafür angefertigten Gegenstand.

  • Geisha sein ist auch eine Geisteshaltung

Geishas zeichnen sich durch besonders gute Manieren aus. Um den Anspruch an Raffinesse in jeder Lebenslage gerecht zu werden, dürfen sie vieles nicht tun, was für andere selbstverständlich ist, z. B. in einem Fast-Food essen, bestimmte Kleidungsläden oder Supermärkte aufsuchen, Plastiktüten tragen.

Während eines Treffens mit Kunden müssen sie ihn mit großer Zurückhaltung unterhalten, ohne je gewöhnlich zu werden.

Die Ausbildung - wie wird man Geisha ?

Um Geisha zu werden,braucht man einen langen Atem und verpflichtet sich zujahrelanger intensiver Arbeit.

  • Von der Kindheit bis ins Erwachsenenalter

Früher kauften die Leiterinnen der Geisha-Häuser armen Bauernfamilien kleine Mädchen unter 10 Jahren ab. Man nannte diese Frauen Okasan (Mutter). Sie sorgten für die gesamte Ausbildung dieser Mädchen bis ins Erwachsenenalter.

Am Beginn ihrer Lehre führten die Mädchen vor allem Hausarbeit aus und halfen den Geishas im Alltag. Das war eine schwere Arbeit, die extreme Fügsamkeit erforderte.

Dann begann die intensive künstlerische Ausbildung. Viele spezialisierten sich in einer bestimmten Kunstgattung. Dabei galt der Tanz als die vornehmste Kunst.

Hatten sie Grundlagenkenntnisse in den verschiedenen Künsten erworben, vervollkommneten die Geisha-Schülerinnen, die Maiko, ihre Ausbildung, indem sie eine erfahrene Geisha bei ihren Rendez-vous begleiteten.

Die beiden Frauen waren oft schwesterlich miteinander verbunden. Die ältere gab ihr Können an die jüngere weiter und führte sie Schritt für Schritt in den abgeschlossenen Kreis der Geishas ein. Der Lernenden musste es gelingen, auf sich aufmerksam zu machen und sich einen Kundenkreis aufzubauen.

War sie bereit, konnte sie den Beruf der Geisha ausüben. Die Aufnahme in den Berufsstand wurde mit der Zeremonie des Kragenwechselns (Erikae) vollzogen. Die Schülerin legt den roten Kragen ab und erhält den weißen Kragen der Geishas.

Im Großen und Ganzen hat sich an der Ausbildung der Geishas nichts geändert. Sie ist sicher kürzer und die Auszubildenden entscheiden sich natürlich aus freiem Willen für diesen Beruf. Sie beginnen die Ausbildung etwa im Alter von 17 oder 18 Jahren.

  • Rückzahlung der Ausbildungskosten

Die Geiko mussten die oft exorbitanten Kosten ihrer Ausbildung zurückzahlen, die sich über die Jahre angesammelt hatten, indem sie für das Geisha-Haus, dasOkiya, arbeiteten. So kamen sie nicht in den Genuss ihrer selbst erarbeiteten Einnahmen (das ist heute noch so).

Waren die Schulden schließlich beglichen, konnten sie entweder weiter für das Haus arbeiten oder sich selbständig machen. Allerdings mussten sie dann nicht nur die Kosten für Bekleidung, Friseur und Kosmetik allein tragen, sondern auch eine Kommission an das Okiya zahlen, das als Vermittler auftrat.

Einzelne Glückliche fanden einen reichen Mäzen, den Danna,der ihnen eine gewisse finanzielle Sicherheit gab.

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Gleichsetzung mit Prostitution

Noch heute wird der Beruf der Geisha mitunter im Zusammenhang mit Prostitution gesehen, insbesondere im Westen. Dennoch haben Geishas niemals sexuelle Dienste an Ihre reichen Kunden verkauft und tun es auch heute nicht. Sie sind Garanten des guten Rufes ihres Hauses undsollen sich nur durch ihre hervorragende Unterhaltung auszeichnen.

Folgendes hat zu dieser irrtümlichen Wahrnehmung geführt:

  • In der Edo-Zeit gab es Edelkurtisanen, die wie Geishas vorzüglich tanzten und sangen, sich ähnlich schminkten und kleideten. Dies trug in späterer Zeit zu Missverständnissen bei. Es ist jedoch festzuhalten, dass es seit 1779 einen Verhaltenskodex für Geishas gibt, in dem schriftlich festgehalten ist, dass ihnen Prostitution untersagt ist;

  • Im Laufe der Geschichte übten Geishas und Prostituierte ihre Arbeit in den selben Stadtvierteln aus. Sie trafen mitunter bei Banketts zusammen;

  • Im zweiten Weltkrieg mussten vieleGeishas in kriegswichtigen Fabriken arbeiten. Währenddessen haben Prostituierte begonnen, sich wie Geishas herzurichten, um bei den amerikanischen Soldaten besser anzukommen. Begeistert von ihren Geisha girls, haben die Soldaten dann das Bild von der Geisha als Prostituierten in die Welt getragen. Sicher sind während des Krieges auch einzelne Geishas selbst zur Prostitution übergegangen;

  • Manchmal wurde die Jungfräulichkeit der Maiko “versteigert”. Der Meistbietende konnte, nachdem er sie defloriert hatte, weitere Nächte kaufen. De facto ging es dabei um soziales Prestige und weitere Besuche umfassten in der Regel keine sexuellen Dienstleistungen mehr;

  • Kino und Literatur haben ebenso zur Verbreitung falscher Klischees beigetragen. Als (schlechtes) Beispiel ist hier der Film “Erinnerungen einer Geisha“ zu nennen.

Gab es im 18. Jahrhundert tausende Geishas, so sind es heute kaum noch 200, einschließlich der Auszubildenden. Nicht nur die Schwierigkeit der Ausbildung schreckt ab.Ein junges Mädchen muss ja seine Jugend opfern, darf nicht heiraten und eine Familie gründen und hat kein Recht auf ein Privatleben.

Mit sehr viel Glück kann man sie in Tokyo und Kyoto, der Wiege der Geishas, dennoch vereinzelt sehen. Eine Chance haben Sie eventuell in Kyoto in den Bezirken Gion, Pontocho, Miyagawacho, Kamishichiken oder Shimabara.

Geisha, Hüter der japanischen Künste (2024)

FAQs

Geisha, Hüter der japanischen Künste? ›

Der Beruf der Geisha ist seit der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts offiziell als Beruf anerkannt. Er bezeichnet Frauen, die ihr Leben den traditionellen japanischen Künsten widmen und ihre Talente einsetzen, um hochrangige Kunden auf Banketts oder bei anderen Veranstaltungen zu unterhalten.

Was ist die Aufgabe von Geishas? ›

Geishas sind hochqualifizierte Darstellerinnen und Künstlerinnen, die in einer Vielzahl von alten japanischen Fertigkeiten ausgebildet wurden. Als Hüterin der japanischen Künste, bieten sie ihren Gästen Gesang, Tanz und anspruchsvolle Unterhaltung.

Wie nennt man in Japan Frauen die sich zur Geisha ausbilden lassen? ›

Um eine richtige Geisha zu werden, müssen die jungen japanischen Frauen, die sich für diesen traditionsreichen Beruf entschieden haben, eine lange und harte Lehrzeit überstehen, die schon im Alter von etwa zwölf Jahren beginnt. In der Zeit der Ausbildung werden die angehenden Geishas "Tanzmädchen" (Maiko) genannt.

Wie nennt man eine Frau die traditionelle japanische Künste darbietet? ›

Als Geisha (jap. 芸者 ​/⁠geːʃa⁠/​; „Person der Künste“) oder Geiko (芸子 ​/⁠geɪko⁠/​; „Kind der Künste“) bezeichnet man in Japan eine Unterhaltungskünstlerin und Gastgeberin, die verschiedenste, traditionelle Künste und Aufführungen darbietet.

Wer war die berühmteste Geisha? ›

Mineko Iwasaki war mehr als ein Jahrzehnt Japans berühmteste Geisha. In ihrer Autobiographie enthüllt sie nun als erste Geisha diewahren Geheimnisse ihres Standes. Der ergreifende Bericht einer Frau, die nie eine Kindheit hatte. 6.

Was bedeutet Geisha auf Deutsch? ›

Oberflächlich betrachtet gelten die Geishas im Westen meist als eine japanische Version der Prostituierten. Ein solches Image geht aber weit am wahren Wesen der Frauen vorbei. Wortwörtlich übersetzt heißtGeisha“ nämlich „Person der Künste“.

Was haben Geishas auf dem Rücken? ›

Wenn sie ausgehen, tragen Geishas ausschließlich Seidenkimono. Dazu gehört der Obi, ein breiter Gürtel, der im Rücken kunstvoll geknotet wird.

Was ist der Unterschied zwischen Geisha und Maiko? ›

Während Taikomochi den Fokus ausschließlich auf Unterhaltung legten, kam mit der weiblichen Geisha auch der Mode-Faktor zu den Aufgaben einer Geisha hinzu. Die schönen Frauen wurden schnell zu Trendsetterinnen, die vielen Japanern und Japanerinnen als Vorbild galten.

Warum ist eine Geisha weiß? ›

Oshiroi (jap. 白粉) nennt sich das Pulver zum Weißen der Haut, das in Japan hauptsächlich bei Kabuki-Schauspielern sowie Geisha und Maiko Verwendung findet.

Was ist ein Geisha Haus? ›

Eine Okiya (jap. おきや oder 置屋) bezeichnet das Wohnhaus einer Gemeinschaft von Geishas bzw. Geikos. Das Wort okiya wird auch synonym zur darin lebenden Geisha-Familie verwendet.

Was ist das Schönheitsideal in Japan? ›

Schlanke Gestalt und feminine Gesichtszüge sind ein noch heute in Japan verbreitetes Schönheitsideal für Männer, das auch daraus entstand, dass in der japanischen Literatur und Kunst häufig mit vertauschten Geschlechterrollen gespielt wurde.

Was ist ein Dana Geisha? ›

Geisha können einen Gönner – Danna – erlangen, der ihre Ausgaben bezahlt und mit dem sie eine intensivere Beziehung führen als mit anderen Kunden. Ein Danna für eine Geisha zu sein können sich nur wenige leisten, weshalb es in Japan als Statussymbol gilt.

Wie sagt man danke auf Japanisch? ›

Japanisch für Danke

Arigato bedeutet „danke“, aber es gibt noch freundlichere und förmlichere Ausführungen, nämlich: Doumo arigatou : “ vielen Dank“ Arigatou gozaimasu : „Danke“ (förmlich)

Wie endet die Geisha? ›

Der Direktor erzählt Sayuri alles und am Ende gesteht er ihr seine jahrelange Liebe und eröffnet ihr, dass Mameha damals auf sein Geheiß zu ihr gekommen ist, um sie als Geisha auszubilden. Sayuri erzählt ihm, dass sie in der Vergangenheit alles nur getan hat, um ihm näher zu sein.

Was bedeutet ein Geisha Tattoo? ›

Angriff, Distanz, Rückzug, Kraft, Sensibilität, Stolz und Demut sind ergänzende Eigenschaften, die den Samurai ausmachen. Die Geisha: Steht für Anmut, Schönheit, Weiblichkeit, Eleganz, Mystik und Unantastbarkeit und wird häufig mit Blütenmotiven oder Tieren kombiniert.

Wie spricht man Geisha aus? ›

Gei·sha, Plural: Gei·shas. Aussprache: IPA: [ˈɡeːʃa], auch: [ˈɡaɪ̯ʃa], [ˈɡɛɪ̯ʃa]

Wie wird eine Maiko zur Geisha? ›

Sobald die Maiko das Alter von 20/21 Jahren erreicht hatte, wurde sie mit einer Zeremonie namens erikae (襟替えwörtlich “den Kragen umdrehen”, da der Kragen/Kragen der Maiko-Kimonos rot und der der Geisha weiß ist) endgültig zur Geisha/Geiko erklärt.

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